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Vertretung für Tagesmutter

Ein neues Konzept wird derzeit im Kreis Usingen getestet. Das Jugendamt erarbeitet gemeinsam mit den Behörden ein neues Vertretungsmodell für die Kindertagespflege aus. Dieses soll Eltern von Tagespflegekindern ermöglichen, im Falle eines ungeplanten Ausfalls bei der Kinderbetreuung eine zuverlässige Vertretung zu bekommen. Dafür wurde ein Konzept zur Vernetzung der Tagesmütter erstellt, die sich gegenseitig vertreten können, wenn dies notwendig wird. Um Eltern und Kindern mehr Sicherheit für eine eventuell eintretende Vertretung zu bieten, treffen sich die Tagesmütter zusammen mit Eltern und Kindern regelmäßig um sich kennen zu lernen. Außerdem wird der Einsatz einer „Not-Tagesmutter“ geprüft, bei der immer ein Pflegeplatz für den Notfall frei bleibt. Für den Fall das alle Plätze bei „Not-Tagesmüttern“ belegt sind und keine andere Tagesmutter einspringen kann, soll in einer Zentral in der Gemeinde liegenden Kindertagesstätte immer ein Betreuungsplatz frei bleiben.

Tagesmutter: Geringe Bezahlung schreckt ab

Die Betreuung durch Tagesmütter ist vor allem deshalb so beliebt, weil dadurch eine höhere Flexibilität möglich ist. Tagespflegepersonen können die Kinder je nach Wunsch und Bedarf zu Hause, oder im Haushalt der Eltern betreuen. Auch für die Tageseltern bietet die Arbeit mehr Freiheit, bei der Gestaltung der Arbeitszeit. Trotzdem gibt es noch immer zu wenig Tagesmütter. Es ist in erster Linie die zu geringe Bezahlung, die viele potentiell geeignete und daran interessierte Menschen abschreckt. Der Stundensatz der von den Gemeinden übernommen wird, liegt bei durchschnittlich 3,70 Euro pro Kind und Stunde. Dafür müssen sich Tagesmütter als selbständig anmelden, ihre Krankenversicherung und gegebenenfalls Neumöbilierungen bezahlen, wenn sie die Kinder in der eigenen Wohnung betreuen. Um eine Gleichrangigkeit bei der Kindertagespflege auch für Kinder zu gewährleisten, deren Eltern weniger verdienen, wird derzeit von einigen Politikern gefordert, für die von den Eltern zu leistenden Zuschüsse einen Höchstbetrag festzusetzen. Dies jedoch wird viele Tagesmütter- und Väter davon abhalten, sich über das normale Maß hinaus weiter zu qualifizieren oder, was wahrscheinlicher ist, es kommt zu nicht bei der Steuer angegebenen regelmäßigen Zuzahlungen durch die Eltern. Außerdem widerspricht eine solche Deckelung des Lohnes der Freiheit eines Selbständigen, die Preise für die angebotene Dienstleistung und damit die Höhe seiner Einnahmen selbst bestimmen zu können, da bereits die Zahl der Kinder die ein Betreuer gleichzeitig versorgen darf, begrenzt ist. So gut gemeint eine solche Regelung zur Gleichrangigkeit wäre, für eine ausreichende Versorgung der Berechtigten mit qualifizierten Pflegekräften wäre sie völlig destruktiv. In eineinhalb Jahren haben alle Kinder ab dem 13. Lebensmonat Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Bereits jetzt befürchten viele Kommunen bis dahin nicht ausreichend Krippenplätze und Tagesmütter vermitteln zu können. Es wäre ein großer Fehler die Situation durch eine, vermutlich rechtlich ohnehin nicht haltbare Vorschrift, weiter zu verschärfen.

Fehlende Rahmenbedingungen für Tagesmütter

Trotz aller Bemühungen und großen Worte, besteht noch immer ein enormes Defizit bei der Kinderbetreuung. Auch in Stuttgart reichen die bisherigen Bemühungen nicht aus, wie die baden-württembergische Sozialministerin, Monika Stolz, feststellte. Vorrangig für Kleinkinder unter drei Jahren fehlt es noch immer an ausreichender Betreuung. Der Kommunalverband Jugend und Soziales hat jetzt neue Zahlen vorgelegt, nach denen es in Baden-Württemberg aktuell 7012 Tagesmütter gibt – dass sind lediglich 2 Tagesmütter mehr, als ein Jahr zuvor. Abschreckend für potentielle Tagesmütter- und Väter wirkt in erster Linie die höheren Anforderungen. Was bisher weitestgehend ohne eine offizielle Ausbildung möglich war, erfordert jetzt eine mehrmonatige Qualifizierung. „Wir wollen keine Abstriche an der Qualifizierung machen“, erläutert Christina Metke, die Vorsitzende des Landesverbands der Tagesmütter Baden-Württembergs. Tatsächlich sollte die Ausbildung eher verbessert werden. Allerdings muss eine bessere Ausbildung auch durch entsprechende Entlohnung honoriert werden. Daran mangelt es bisher in allen Bundesländern. Da Tagesmütter aber als Selbständig arbeiten müssen, sind die bisher angebotenen Vergütungen völlig unzureichend, besonders wenn man bedenkt, wie wichtig eine gute Kinderbetreuung für die Entwicklung der Kinder ist. Bisher erhalten Tagesmütter pro Stunde und Kind von der Stadt 3,90 Euro. Der Landesverband will die Zuschüsse der Eltern deckeln, um eine „Harmonisierung der Elternbeiträge“ zu erreichen. Gleichzeitig sollen jedoch Tagesmütter mehr verdienen können, was schlicht unmöglich ist, da auch die Zahl der zu betreuenden Kinder limitiert ist. „Die Politik hat die Rahmenbedingungen noch nicht so verändert, wie es nötig ist, um weitere Tagesmütter zu gewinnen“, kritisiert Christina Metke. Dazu kommt, dass es nicht akzeptabel ist, dass Tagesmütter gezwungen werden als Selbständige ein Gewerbe anzumelden, mit allen dazu gehörenden Verpflichtungen, und ihnen zeitgleich vorschreiben zu wollen, wieviel Geld sie für ihre Verdienste verlangen dürfen. Dies ist lediglich der Versuch, auf möglichst billige Art das Problem der Kinderbetreuung zu lösen – auf Kosten der Arbeitskräfte.

Der Lohn der Tagesmütter

Wer neu in seinem Job ist begeht oft den Fehler, aus Angst vor fehlenden Aufträgen einen zu niedrigen Preis zu verlangen. Das trifft auch auf Tagesmütter zu. Wenn man jedoch weniger verdient, als man aufgrund der geleisteten Arbeit eigentlich erhalten müsste, führt das schnell zu Unzufriedenheit, was sich nicht selten auf die Qualität der Arbeit auswirkt. Außerdem besteht die Gefahr, dass man bei einer unerwarteten Rechnung Gefahr läuft, zahlungsunfähig zu werden. Deshalb sollte sich jeder, der sich für diesen Beruf entscheidet, genau ausrechnen, wie viel er verdienen muss, um alle anfallenden Kosten decken zu können und darüber hinaus auch ein Plus zu erwirtschaften. Prozentual sollten in den verlangten Lohn auch die Anschaffungskosten für die Einrichtung der Pflegestelle, falls die Kinderbetreuung in der eigenen Wohnung, oder extra angemieteten Räumlichkeiten statt findet, mit einfließen. Wird das Kind in der elterlichen Wohnung betreut, kommen Fahrtkosten und Materialkosten für Spielzeug und Lernmaterial hinzu. Auch Kosten für die Aus- und Weiterbildung, die Werbung, Telefonkosten, um für Notfälle erreichbar zu sein, müssen in die Rechnung mit einkalkuliert werden. Auch eine monatliche Summe für Krankheitsbedingte Ausfälle und Urlaubstage dürfen darin nicht fehlen. Die meisten Eltern werden einsehen, dass die Betreuung ihrer Kinder besser ist, wenn sich die Betreuer nicht ständig Sorgen um ihre finanzielle Zukunft machen müssen.

Gute Zusammenarbeit für ausreichend Betreuungsplätze

Der Termin ab dem jedem Kind ein Kita- und Krippenplatz zusteht, rückt immer näher. Umso wichtiger wird es für die Gemeinden, ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen, wenn sie nicht mit Klagen überhäuft werden wollen. Ansprechpartner sind in fast allen Gemeinden die Jugendämter. Im Kreis Esslingen beispielsweise hilft das Jugendamt nicht nur dabei, Tagesmütter und junge Familien zusammen zu bringen, es unterstützt auch die bereits bestehenden Kitas und Einrichtungen auf verschiedenen Ebenen. 400 Kindertagesreinrichtungen für Kinder von 1 bis 14 Jahren, kann der Landkreis Esslingen schon vorweisen. Das macht sich auch für die Eltern positiv bemerkbar. 95 Prozent aller Vorschulkinder besuchen hier einen Kindergarten. 480 Tagesmütter betreuen zusätzlich die Unter-drei-Jährigen und die Kinder, deren Eltern an den Wochenenden oder spät Abends arbeiten müssen. Die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und den Jugendämtern ist in Esslingen vorbildlich. Nicht nur bei der Planung der Stellen, auch bei den notwendigen pädagogischen Ausrichtungen, beraten die Jugendämter die Gemeinden. Vorbildlich ist auch, dass der Tageselternverein, mit Unterstützung der Gemeinden, etliche Anlaufstellen für Tagesmütter und Eltern, die eine Kinderbetreuung suchen, eingerichtet hat. Eine zuständige Fachberatung sorgt zeitgleich für eine gute Betreuungsqualität und bietet Qualifizierungsmaßnahmen an.