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Ausbildung für Tagespflegeeltern nach Maß

Qualitativ und quantitativ ausreichende Ausbildungsangebote für Tagespflegeeltern zur Verfügung zu stellen, ist sozialpolitisch eine der wichtigsten und dringendsten Aufgaben der Kommunalbehörden. In den meisten Gemeinden besteht noch eine große Differenz zwischen der Zahl der bis 2013 benötigten Tagesväter- und Tagesmütter und der bisher stattgefundenen und geplanten Zahl an Neuausbildungen in dem Bereich. Vorbildlich dagegen ist Bad Iburg vorbereitet. Die Gemeinde will möglichst schon vor dem Stichtag über ausreichend Betreuungsplätze und Tagesmütter verfügen. 172 Lehrstunden müssen angehende Tageseltern hier absolvieren, um für die Ganztagsbetreuung von Vorschulkindern qualifiziert zu sein. „Tagesmutter zu sein ist eine vertrauensvolle und wichtige Aufgabe. Deshalb legen wir großen Wert auf eine qualitativ gute Ausbildung“erläutert eine der Mitorganisatorinnen, Irene Wellmann, des Bad Iburger Familienservicebüros. Darin werden sie von der Gemeindeverwaltung hervorragend unterstützt, die vor allem auf eine gute Vernetzung von Kindergärten und Tagesmüttern setzt, da diese ein zeitlich flexibleres Angebot an Kinderbetreuung im Ort ermöglicht, welche heute eine wichtige Voraussetzung für viele Arbeitsstellen ist.

Was kann eine Tagesmutter verdienen?

Um die notwendigen Rahmenbedingungen für die Arbeit von Tagesmüttern zu schaffen, müssen die einzelnen Städte und Gemeinden selbstständig neue Satzungen und Regelungen aufstellen, da nur wenig in dem Bereich bisher staatlich festgelegt wurde. In diesen regionalen Satzungen wird zum Beispiel die Bezahlung, die erwünschte Qualifikation und die Einsatzmöglichkeit von Tageseltern geregelt. Die meisten Gemeinden orientieren sich dabei an den Richtlinien für Kindertagesstätte. In der Festlegung des Einkommens von Tagesmüttern agieren die einzelnen Stadtverwaltungen unterschiedlich. So plant die Stadt Aachen, dass die Bezahlung von Tagesmüttern pro Kind rund 10 Prozent höher ausfallen darf, als der Beitragssatz in Kitas. Außerdem will die Stadt für Eltern mit einem Einkommen bis zu 16.000 Euro die Kosten komplett übernehmen. Tagesmütter sollen einen Betrag von 4,20 Euro pro Stunde und Kind, sowie 50 Prozent der Beiträge zur Sozialabsicherung bekommen. Soweit damit nur die Kosten festgelegt werden, die von den staatlichen Ämtern übernommen werden, ist dies auch in Ordnung. Rechtlich bedenklich wird es, wenn die Stadtverwaltungen versuchen die Preise vorzuschreiben und zu deckeln, wie das bereits in einigen Städten gehandhabt wird. Dagegen sollten sich die Betroffenen wehren, da sie als Selbständige nicht nur etliche Pflichten, sondern auch das Recht haben, ihren Preis selbst zu bestimmen. Wer bereit ist sich durch zusätzliche Schulungen weiter zu qualifizieren und den betreuten Kindern dadurch eine bessere Ausbildung im Vorschulalter ermöglicht, muss dafür auch entsprechend entlohnt werden.

Anforderungen für Tagesmütter in einer Übersicht

Die Familienbildungsstätte in Kleve hat für Tagesmütter zusammengefasst, was für eine Ausbildung laut der Qualifizierungsordnung des Bundesverbandes für Kindertagespflege notwendig ist, um als Tagesmutter- oder Vater anerkannt zu werden. Insgesamt 160 Unterrichtsstunden müssen absolviert werden. Diese teilen sich in einen 80-stündigen Grundkurs und einen ebenfalls 80-stündigen Aufbaukurs. Wer bereits eine Ausbildung als Erzieherin hat, erhält das notwendige Zertifikat bereits nach dem Grundkurs. Der Aufbaukurs ist für all diejenigen, die noch keine Erfahrungen in der Kinderbetreuung haben. Aufgeteilt werden die Unterrichtsstunden von den meisten Anbietern so, dass sie am Wochenende und in den Abendstunden absolviert werden können. Dies ermöglicht es auch nebenberuflich oder mit Familie an der Ausbildung teilzunehmen. In der Regel dauert der gesamte Kurs rund 2 Monate. Durch eine umfassende, circa 20 Seiten starke Abschlussarbeit müssen die Auszubildenden zeigen, dass sie das Gelernte auch behalten haben. Die Themen der Abschlussarbeiten sind verschieden. Gefragt wird nach verschiedenen Schwerpunkten wie Ernährung der Kinder, geistige und körperliche Förderung, Erziehung, oder nach den besonderen Anforderungen bei Kindern mit Migrationshintergrund. Informationen über die Kurszeiten finden Interessierte in ihrer Gemeinde bei der Jugendfürsorge, Tagesmüttervereinen, oder den Bürgerämtern.

Miese Löhne verursachen Erziehermangel

Wie eine Untersuchung des Deutschen Jugendinstituts ergeben hat, fehlen allein für Krippen in Deutschland noch immer Erzieher. 25.000 bereits vorhandene Stellen, sind derzeit aus Personalmangel unbesetzt. Als Grund für die fehlenden Fachkräfte konstatiert die Studie die schlechte Bezahlung der Krippenerzieher. Diese sind meist Frauen und aufgrund ihres geringen Lohnes selten die Hauptverdiener der Familie. Dadurch sind es im Fall das ein Kind der Familie krank wird immer sie, die zu Hause bleiben. Außerdem lohnt es sich aufgrund der miesen Bezahlung auch meist nicht, sich ein oft notwendiges Fahrzeug für die Fahrt zur Arbeit anzuschaffen. Gerade in ländlichen Gebieten führt das häufig dazu, dass ausgebildete Krippenerzieherinnen, die gern arbeiten würden, zu Hause bleiben müssen. Das Deutsche Jugendinstitut München wies darauf hin, dass dadurch die Krippenplatzgarantie gefährdet ist, was bereits andere Analysen bestätigen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Entweder Erzieher und Tagesmütter werden besser bezahlt, oder die Anforderungen an sie wird herunter geschraubt. Ob letzteres der richtige Weg ist, die nächste Generation aufzuziehen, sei dahingestellt.

Zahl der Tagesmütter in fünf Jahren verdreifacht

Wie erste statistische Vergleiche zeigen, hat sich die Zahl der Tagesmütter in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht. Auf 52.000 Tagesväter- und Mütter stieg ihre Zahl bis zum Ende des letzten Jahres. Vor allem im Westen Deutschlands steigt die Zahl schnell. Das liegt daran, dass es hier bis vor wenigen Jahren nicht üblich war, sein Kind in eine Tagesstätte zu geben, so dass schon längst ein enormer Mangel an Krippen- und Kitaplätzen herrscht. Im Osten Deutschlands dagegen, ist die Zahl der angebotenen Tagesplätze wesentlich höher und damit die Nachfrage nach Tagesmüttern nicht ganz so groß. Seit 2005 ist die Tagespflege von Kleinkindern Erlaubnispflichtig, wenn die Betreuung über mehr als 15 Stunden pro Woche und über einen längeren Zeitraum als drei Monate statt findet. Allerdings fehlt es nicht nur an genügend ausgebildeten Tagesmüttern, auch die Rahmenbedingungen für ihre Arbeit sind noch lange nicht ausgereift. Experten rechnen deshalb mit einer sehr hohen Dunkelziffer, die sich auch kaum verhindern lässt. Für die Regierung ist in diesem Zusammenhang auch eher relevant, dass sich aus der offiziellen Zahl der Tagesmütter nicht auf den Bedarf schließen lässt. Den zu ermitteln hat aber derzeit höchste Priorität, da in eineinhalb Jahren jedes Kleinkind ein Anrecht auf einen Pflegeplatz hat. Gelingt es den Kommunen bis dahin nicht, diese in ausreichender Zahl anzubieten, erwarten sie tausende Klagen und Schadensersatzforderungen. Dem können sie nur entgehen, wenn sie sich dazu entschließen, die finanziellen Bedingungen für Tagespflegeeltern zu verbessern.